Musiktherapie bei Tinnitus:

 

Film: Wenn Tinnitus die Existenz bedroht. Eine Orchestermusikerin hat Tinnitus

 

Die tinnituszentrierte Musiktherapie TIM

Bei der tinnituszentrierten Musik­therapie wird mit Geräuschen, mit Klang und Musik gearbeitet. Durch den individuellen Ansatz, der sich bei jedem Patienten ändert und durch die Vielfalt der Hörübungen ist die TIM die einzige musiktherapeutische Methode, die bei Hyperakusis wirksam sein kann. Auch die zentrale Hörwahrnehmung kann durch die Übungen verbessert werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Rezeption, also auf dem Hören, und nicht auf dem Selbermusizieren.

Die verschiedenen Übungen und Anwendungen werden in fünf Bausteinen angeboten:

 

Die Hörberatung (Counseling) ist der theoretische Teil der TIM, der vor­wiegend der Information dient, aber auch pädagogische Aspekte enthält: Auch wenn der HNO-Arzt bereits alle Infor­mationen zum Thema Tinnitus gegeben hat, so bleiben meis­tens dennoch wichtige Themen ausgeklammert, wie zum Beispiel das weitere Vorgehen im Hörverhalten. Die Hörbera­tung wird zum Dreh- und Angelpunkt der Therapie. Sie soll Erkennungsprozesse fördern, so dass der Patient seinen Tin­nitus einordnen kann, und individuelles Hörverhalten und Hörbedürfnisse deutlich machen. Sie fördert die Sicherheit im Umgang mit Musik, kann Hörgewohnheiten verändern, klärt über Lärm, Hörschwächen und damit eventuell zusam­menhängende Sprachprobleme auf, gibt Hinweise und Tipps zur Bewältigung der akuten Situation des Betroffenen und dient der Information.

Die Hörtherapie kann das konzentrierte Hören fördern und die subjektive auditive Wahrnehmung verbessern, wie die Audiogramme von subakuten und chronischen Tinnitus-Pa-tienten gezeigt haben. Im Mittelpunkt stehen Übungen mit Geräuschen, mit Klängen und schließlich mit Musik, die zum selektiven individuellen Hören ermutigen. Die auditive Wahrnehmung wird vom Tinnitus weggelenkt. Ein weiterer Vorteil der Hörtherapie ist, dass ein »fühlbarer« Kontakt zum unerreichbaren und unfühlbaren Organ Innenohr aufgebaut werden kann. Die im Rahmen der Tinnitus-Retraining-Thera-pie (TRT) angebotene »Hörtherapie« hat trotz ihres Namens nichts mit der TIM zu tun. Sie enthält zwar einige ihrer Ele­mente, wie zum Beispiel das bewusste Hinhören oder das ge­naue Orten von Klängen und Geräuschen, ist sonst aber eher als ganzheitlich-sensorische Therapie zu bezeichnen, denn ihr erklärtes Hauptziel ist neben der auditiven Förderung die Schärfung aller Sinne.

Die musiktherapeutische Tiefenentspannung ist ein musik­therapeutisches Entspannungsverfahren. Wenn ein entspan­nendes, angenehmes Musikstück oft genug gehört wird, kann sich der Patient seine eigene »Kopfmusik« als Gegen­programm zum Tinnitus schaffen und sich auf Entspannung konditionieren.

 

Podcast: Worauf Sie bei der Tiefenentspannung mit Musik achten sollten

 

Mit der sensorisch-integrativen Musiktherapie bietet die Musiktherapie die Möglichkeit, Hören mit anderen Sinnes­empfindungen zu verbinden. Musik kann körperlich empfunden werden, sie kann mit Bewe­gungen kombiniert, mit Malen verknüpft werden. Sie wird so - wiederum als rezeptive Form - zu einem Medium, das seelische und körperliche Eigenwahrnehmung verbessert.

Das individuelle Hörtraining auf CDs (bestehend aus Ele­menten der Tiefenentspannung, der Hörtherapie und der sensorisch-integrativen Musiktherapie) wird nach den Be­dürfnissen des Patienten zusammengestellt. Dafür wird eine genaue Tinnitusanalyse gemacht, mit der die Tinnitusfrequenz oder das Tinnitusgeräusch  - oder auch Beides - ermittelt wird. Selbst Grillengeräusche, Windgeräusche etc. können "nachgebaut" werden. So entsteht ein Profil, das die Grundlage für das individuelle Training zu Hause bildet. Es wird mit angenehmen Klängen oder mit Musik gemischt und zusätzlich mit autosuggestiven Formeln des Autogenen Trainings. Der Patient lernt immer besser, in der Entspannung seinen Tinnitus auszublenden. Und er bekommt sein ganz individuelles Musikmedikament, mit dem er zu Hause üben und das er überall mitnehmen kann. Positiver Nebenffekt: die zentrale Hörwahrnehmung wird gefördert.

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